Narzissmus beginnt dort, wo Empathie endet.
- Stephanie Ernst
- 15. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen

Wie du narzisstische Züge bei deinem Gegenüber erkennst – und dich selbst emotional schützt.
von Stephanie Ernst, Emotionscoach & Co-Gründerin der BRAINBOXX Academy
Narzissmus ist ein Begriff, der in der heutigen Zeit beinahe inflationär verwendet wird. Jeder meint mindestens einen Narzissten zu kennen. Doch was steckt wirklich dahinter? Und viel wichtiger: Wie kannst du tatsächlich narzisstische Züge bei einem Menschen erkennen – sei es im beruflichen Umfeld, in der Familie oder in einer Partnerschaft?
Als Emotionscoach begegne ich immer wieder Menschen, die unter dem Verhalten narzisstisch geprägter Persönlichkeiten leiden, ohne es zunächst klar benennen zu können. Ich möchte, dass du in diesem Artikel besser verstehst, wie du narzisstische Muster erkennst – und warum emotionale Kompetenz der Schlüssel ist, um dich selbst gut zu schützen.
Was ist Narzissmus eigentlich?
Narzissmus ist mehr als nur Eitelkeit oder Selbstverliebtheit. Er beruht oft auf einem tiefen inneren Mangel an Selbstwert – entstanden in der Kindheit, der durch ein überhöhtes Selbstbild, Machtstreben und ein großes Bedürfnis nach Bewunderung kompensiert wird.
Es gibt eine Menge unterschiedlicher Ausprägungen – vom gesunden Selbstwert bis hin zum pathologischen Narzissmus, der toxisch auf zwischenmenschliche Beziehungen wirkt.
Typische Merkmale narzisstischer Züge
Nicht jeder Mensch mit starkem Selbstbewusstsein ist gleich narzisstisch. Achte jedoch auf folgende Anzeichen, die regelmäßig auftreten:
• Mangel an Empathie: Gefühle anderer werden ignoriert oder abgewertet.
• Selbstdarstellung: Im Mittelpunkt steht das eigene Ich – oft gepaart mit dem Bedürfnis nach Bewunderung.
• Kritikunfähigkeit: Kritik wird nicht angenommen, sondern abgewehrt oder umgelenkt.
• Manipulation: Schuldumkehr, Gaslighting oder subtile Kontrolle gehören oft zum Repertoire.
• Grenzüberschreitungen: „Nein“ wird ignoriert, persönliche Grenzen nicht respektiert.
Emotionale Warnsignale bei dir selbst
Ein besonders zuverlässiger Kompass bist du selbst. Wenn du wiederholt eines oder mehrere dieser Gefühle wahrnimmst, lohnt sich ein genauerer Blick:
• Du fühlst dich klein, verunsichert oder emotional ausgelaugt.
• Du beginnst, dich ständig zu rechtfertigen.
• Deine Bedürfnisse geraten in den Hintergrund.
• Du verlierst den Zugang zu deinem Bauchgefühl.
Aus meiner Coaching-Praxis
„Ich habe mich entschuldigt – obwohl ich nichts falsch gemacht hatte.“
Eine Klientin schilderte ihre Beziehung zu einem charismatischen, erfolgreichen Partner. Nach außen wirkte alles perfekt – doch innerlich fühlte sie sich leer, falsch und klein. Gespräche kreisten ausschließlich um ihn. Ihre Gefühle wurden bagatellisiert, ihr Selbstwert erodierte Stück für Stück. Im Coachingprozess, unter anderem mit emTrace®, gelang es ihr, das Vertrauen in ihr Bauchgefühl zurückzugewinnen. Heute sagt sie: „Ich erkenne die Muster sofort. Und ich höre wieder auf mich.“
Mini-Übung zur Selbstreflexion: Wie gut achtest du auf deine Grenzen?
Diese kurze Reflexion hilft dir, erste Anzeichen bewusst wahrzunehmen. Nimm dir einen Moment Zeit und beantworte folgende Fragen schriftlich oder gedanklich:
1. Wie fühle ich mich nach Gesprächen mit dieser Person – gestärkt oder geschwächt?
2. Kann ich „Nein“ sagen, ohne Schuldgefühle zu haben?
3. Wer steht im Mittelpunkt unserer Gespräche – ich oder der andere?
4. Rechtfertige ich mich häufig?
5. Wie oft kreisen meine Gedanken um das Verhalten des anderen – und wie oft um meine eigenen Bedürfnisse?
Wenn du bei mehreren Fragen ins Grübeln kommst, ist das ein wichtiger Hinweis, dich selbst wieder in den Fokus zu rücken. Du darfst dich emotional schützen!
Comments